Gegen Rassismus und Whitesplaining an der Uni Leipzig!

Gegen Rassismus und Whitesplaining an der Uni Leipzig!

4.12.2019/ 20Uhr/ Café Alibi (in der Bibliothek Albertina)

+++English version below+++

Trotz Kritik, lädt der Thomasius-Club Ulrich van der Heyden ins Café Alibi in der Universität Leipzig zum Thema „Mosambik in der DDR“ ein. Im Ankündigungstext wird beschrieben, dass er „ein bislang wenig bekanntes Kapitel der DDR-Geschichte“ rekonstruiert und „schiefe Bilder von afrikanischen Arbeitskräften im Osten Deutschlands korrigieren“ möchte. Van der Heyden ist in der Vergangenheit u. a. durch seine Texte in Magazinen der Neuen Rechte, wie bspw. Tumult, sowie Äußerungen, die Rassismus in der DDR leugnen und verharmlosen, aufgefallen. Die versprochene „Korrektur“ der Bilder von Vertragsarbeiter*innen im Rahmen seines Vortrags wird daher vermutlich Rassismus leugnen, verharmlosen und umdeuten. Im Folgenden einige Beispiele:

Er glorifiziert in seinen Publikationen nicht nur die internationale DDR-Politik, sondern verherrlicht auch das ausbeuterische System der Vertragsarbeit als ein „in der Weltgeschichte wohl einmaliges Arbeits-migrationsprojekt“[1]. Er malt in seinen Texten ein Bild, das Rassismus und Neonazismus in Ostdeutschland lediglich als ein westdeutsches Importprodukt der 1990er Jahre betrachtet. Dadurch verharmlost er Rassismus in der DDR und blockiert eine Aufarbeitung dessen. Im Rechtsstreit mit dem Diplompolitologen Yonas Endrias, 2004, zeigte Van der Heyden sein rassistisch geprägtes Weltbild sowie sein Verständnis weißer Hegemonie in der Wissenschaft [2].

Van der Heyden bestreitet den mutmaßlich rassistisch-motivierten Mord an Antonio Manuel Diogo. Er tut diesen als „Unfalltod eines alkoholisierten Migranten“[3] ab. Einem guten Freund, des 1986 bei Borne ermordeten mosambikanischen Vertragsarbeiters, unterstellt er eine „erfundene Story“ zu verbreiten, obwohl sich dieser sehr genau auf Hinweise an einen rassistischen Mord durch Neonazis erinnern kann. Er prangert die fehlende Beweislage an und stützt sich in seiner Argumentation allein auf Ermittlungsakten der damaligen Volkspolizei. Er nimmt damit der Perspektive von Betroffenen und Freund*innen jede Berechtigung und stellt diese als emotional und unglaubwürdig dar. Stattdessen sorgt er sich um das Ansehen der „professionellen DDR-Ermittler“ [4]. Journalist*innen, die versuchen den Mord aufzuklären, wirft er vor, „ihren ideologischen Vorurteilen gegenüber der ostdeutschen Vergangenheit“(ebd) zu unterliegen. Seinen Unmut darüber veröffentlicht er dabei nicht nur im ‚Neuen Deutschland‘, sondern auch in strammen neu-rechten Blättern wie dem Tumult. Die AfD verteidigt er als „überraschende, ostdeutsche Protestbewegung“[5] und bedient hier einen Opfer-Mythos extrem rechter und rassistischer Akteur*innen.

Van der Heyden arbeitet somit beispielhaft gegen eine gesellschaftliche Aufarbeitung und Anerkennung der marginalisierten Position von Vertragsarbeiter*innen und von Rassismus in der DDR, sowie dessen Kontinuitäten. Darum sollte ihm kein Podium geboten werden! Wer sich wirklich für die Geschichte von Vertragsarbeiter*innen in der DDR interessiert, welche tatsächlich ein zu wenige bekannte Lebensrealität in der DDR ist, sollte lieber auf diverse Quellen und Perspektiven zurückgreifen (z.B. bruderland.de).

Rassismus und weiße Hegemonie benennen und bekämpfen!

Initiative 12.August, Leipzig Postkolonial

[1] https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-22037 [2] http://fsiosi.blogsport.de/images /WieweiistderElfenbeinturm.pdf [3] https://www.tumult-magazine.net/post/ulrich-van-der-heyden-mit-fake-news-gegen-rechtspopulismus [4] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1127551.ein-mord-der keiner-war.html [5] https://explizit.net/politik/artikel/eine-streitschrift-fuer-den-osten/

+++English version+++

Against racism and whitesplaining in the university!

Don’t offer a platform to Racist scientists!

Dez 04, 2019/ 8pm/ Café Alibi (in the library Albertina)

Despite criticism, the Thomasius Club invites Ulrich van der Heyden to the Alibi Café of the University of Leipzig to the topic „Mozambique in the GDR“. The announcement text describes that he is reconstructing „a little-known chapter in GDR history“ and wants to „correct distorted images of African workers in eastern Germany“. Van der Heyden has attracted attention in the past, among other things, through his texts in New Right magazines, such as Tumult, as well as statements that deny and trivialize racism in the GDR. The promised „correction“ of the images of contract workers will therefore probably deny, trivialize and reinterpret racism. Here are a few examples:

In his publications, he not only glorifies international GDR politics, but also the exploitative system of contract labor as a „labor migration project probably unique in world history“[1]. In his texts he paints a picture that regards racism and neo-Nazism in East Germany merely as a West German imported product of the 1990s. In doing so, he plays down racism in the GDR and blocks a reappraisal of it. In the legal dispute with the diplom politologist Yonas Endrias, 2004, Van der Heyden showed his racist world view as well as his understanding of white hegemony in science [2].

Van der Heyden denies the alleged racist-motivated murder of Antonio Manuel Diogo. He dismissed it as the „accidental death of an alcoholized migrant“[3]. He accuses a good friend of Diogo, the Mozambican contract worker murdered in Borne in 1986, of spreading an „invented story“, even though he can very accurately remember references to a racist murder by neo-Nazis. He denounces the lack of evidence and bases his argument solely on investigation files of the then People’s Police. He thus takes every justification from the perspective of those affected and friends and presents them as emotional and untrustworthy. Instead, he worries about the reputation of the „professional GDR investigators“ [4]. Journalists who try to solve the murder are accused by him of being „subservient to their ideological prejudices against the East German past“ (ibid.). He publishes his displeasure about this not only in the magazine ‚Neues Deutschland‘, but also in new-right newspapers like the Tumult. The AfD defends him as a „surprising East German protest movement“[5] and here serves a victim myth of right-wing extremists and racist actors.

Van der Heyden thus works exemplarily against a lack of social reappraisal and recognition of the marginalized position of contract workers and racism in the GDR and its continuities. Therefore, he should not be offered a platform to spread his euphemistic theories. Those who are really interested in the history of contract workers in the GDR, which is in fact too little known life reality in the GDR, should rather refer to various sources and perspectives (e.g. bruderland.de).

Fight racism! Fight white hegemony!

Initiative 12.August (initiative12august.de) & Leipzig Postkolonial (leipzig-postkolonial.de)

[1] https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-22037 [2]http://fsiosi.blogsport.de/images/WieweiistderElfenbeinturm.pdf [3]https://www.tumult-magazine.net/post/ulrich-van-der-heyden-mit-fake-news-gegen-rechtspopulismus [4]https://www.neues-deutschland.de/artikel/1127551.ein-mord-der keiner-war.html [5] https://explizit.net/politik/artikel/eine-streitschrift-fuer-den-osten/

Foto: Fred Romero from Paris, France [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)]

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