Pressemitteilung: Demonstration und Gedenken der Initiative 12. August in Merseburg
Vor über 40 Jahren starben in Merseburg bei einer rassistischen Hetzjagd die beiden kubanischen Vertragsarbeiter Delfin Guerra und Raúl Garcia Paret. Bis heute gibt es keine juristische Aufarbeitung der Todesfälle. Die „Initiative 12. August“ veranstaltete im letzten Jahr anlässlich des 40. Todestags zum ersten Mal ein öffentliches Gedenken, an dem ca. 200 Personen teilnahmen. Dieses Jahr lädt die Initiative erneut zu einer Gedenkveranstaltung und einer antirassistischen Demonstration unter dem Motto „41 Jahre Schweigen sind genug! – Den Opfern rassistischer Gewalt ein Denkmal bauen!“ ein. Die Veranstaltung soll am 12. August 2020 um 17 Uhr auf dem Bahnhofsplatz in Merseburg beginnen und in der Nähe der ehemaligen Diskothek „Strandkorb“, dem Tatort, enden. „Es braucht einen öffentlichen Gedenkort in Merseburg, da die Morde an Delfin und Raúl mehr als tragische Einzelschicksale sind. Wir haben hier ein gesellschaftliches Problem im Umgang mit Rassismus, das nicht vergessen werden darf,“ sagt der Sprecher der Initiative Andreas Bulmeyer.
Die Morde an Delfin Guerra und Raúl Garcia Paret sowie weitere rassistische Gewalttaten in der DDR wurden 2016 durch die Recherchen des Historikers Harry Waibel und mehrere Dokumentationen des Mitteldeutschen Rundfunks bundesweit bekannt. Erst kürzlich berichtete auch das ZDF über die Fälle in Merseburg [1]. Inzwischen fordert auch die Bundesregierung in einem Bericht zum Kabinettausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus eine Aufarbeitung des „Rassismus in der DDR […] und damit einen Beitrag zur Minderung des Ausmaßes an rechtspopulistischen sowie rechtsextremistischen Positionen zu leisten.“ [2]
„Es geht uns auch um die Anerkennung der Erfahrungen und Leistungen von Menschen, die in die DDR migriert sind und zu einem festen Teil der Gesellschaft wurden. Morde an Migrant*innen dürfen nicht zweitrangig behandelt werden, auch wenn sie 41 Jahre her sind,“ so Bulmeyer. Zur Demonstration haben die Organisator*innen verschiedene Redner*innen aus migrantischen Selbstorganisationen eingeladen, darunter Konrad Erben von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) oder das (un)Sichtbar Netzwerk – Women* of Colour Magdeburg und es wird ein Grußwort des ehemaligen kubanischen Vertragsarbeiters Ramón Cruz, der zu der Zeit in Merseburg lebte, abgespielt. Laut Bulmeyer steht die Initiative auch regelmäßig in Kontakt mit der Familie von Raúl Garcia Paret, die ihnen folgenden Wunsch für eine Inschrift auf dem geforderten Gedenkort sendete: „Para Raúl, de sus padres y hermanos que siempre lo recuerdan. Für Raúl, von seinen Eltern und Geschwistern, die immer an ihn denken werden.“
[1] https://presseportal.zdf.de/pm/kriminalfaelle-der-ddr-und-der-brd/